Erläuterung: Kammerton

[zu dem Begriff "Kammerton" im Glossar]


Als Kammerton (auch "Stimmton" oder "Normalton") wird der durch eine bestimmte Frequenz definierte Ton bezeichnet, nach dem Instrumente gestimmt werden. 

In der Musik ist die Tonhöhe die Höhe oder Tiefe eines Klanges. Die Tonhöhe hängt von der Schwingungsfrequenz ab, d. h. je größer die Frequenz einer Schwingung ist, desto höher ist der entsprechende Ton. 

Die Festlegung einer bestimmten Tonhöhe als Stimmton hat sich über die Jahrhunderte hinweg immer wieder gewandelt. Während der Renaissance wurden Holzblasinstrumente so gebaut, dass das eingestrichene a (a1) eine Frequenz von rund 446 Hz (Hertz) hatte (d. h. 446 Schwingungen pro Sekunde). Bei Orgeln wichen die Stimmtöne stark voneinander ab. Holzblasinstrumentenbauer verwendeten im ausgehenden 17. Jahrhundert die Stimmtöne von Pariser Orgeln und legten damit den Standard für das folgende Jahrhundert bei a1 = 415 Hz fest (d. h. rund einen Halbton unter dem heutigen a1). Im späten 18. und 19. Jahrhundert baute man Instrumente für Ensembles und Orchester mit immer höheren Stimmtönen, so dass das a1 Mitte des 19. Jahrhunderts bereits bei 452 Hz („alter philharmonischer Stimmton") lag. 

Man versuchte nun, einen Standard für den Stimmton festzuschreiben. Zu diesem Zwecke trat 1858 bis 1859 eine französische Kommission aus Musikern und Wissenschaftlern zusammen. Die Kommission entschied sich für a1 = 435 Hz, den damals häufig verwendeten französischen Stimmton. Im Jahre 1885 wurde dieser vom Kongress von Wien, einer internationalen Konferenz für den Stimmton, offiziell bestätigt. Der Ton mit dieser Tonhöhe wurde seitdem als Kammerton, im französischen als "Diapason", im Englischen als "standard pitch" bezeichnet. 

1939 wurde der Kammerton neu auf a1 = 440 Hz festgelegt, was sich aber nicht in allen Länder durchsetzte. So setzte die Pariser Académie des Sciensces 1950 den Kammerton für Frankreich auf a1 = 432 Hz herab. In den USA wird hingegen bisweilen mit einem Kammerton von a1 = 450 Hz gearbeitet. Für Deutschland und Österreich gilt jedoch auch heute noch der Kammerton a1 = 440 Hz.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Kammerton immer höher angesetzt, um insbesondere im orchestralen Bereich eine höhere Brillanz zu erreichen. Führend dabei war insbesondere Herbert von Karajan.